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Arbeiten im Alten Gottesacker gehen voran

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Die Sanierungsarbeiten im Alten Gottesacker werden voraussichtlich im Spätherbst beendet sein. Damit ist das Kulturdenkmal grundlegend erneuert und für die Zukunft ertüchtigt.
Arbeiten im Alten Gottesacker gehen voran Die Sanierungsarbeiten im Alten Gottesacker werden voraussichtlich im Spätherbst beendet sein. Damit ist das Kulturdenkmal grundlegend erneuert und für die Zukunft ertüchtigt. Seit dem Mittelalter bestatteten die Wangener auf dem Alten Gottesacker ihre Toten, bis 1913 der Friedhof St. Wolfgang eröffnet wurde. Wer es sich leisten konnte, ließ sich in den exklusiven Gräbern an der Friedhofsmauer beisetzen. Die Grabfelder in der Mitte des Friedhofs sind längst abgeräumt, übrig sind fast komplett die Mauern und Kapellen. Nässe aus dem Bauwerk gezogen
Die erste Aufgabe, die sich den Sanierern, den Architekten Karl Herter und Ralph Schäffler vom Büro Herter stellte, war die Nässe, die in das Bauwerk gezogen war. Besonders betroffen davon war die Ostseite. Die Dächer über den Grabkapellen und der rückwärtigen Mauer waren undicht geworden. Ablaufendes Regenwasser setzte deshalb Mauer und Dachbalken lange Zeit komplett unter Wasser, so dass sich Fäulnis breitmachte. Die ersten Arbeiten im Jahr 2014 befassten sich also mit der Trockenlegung der Mauer, dem Einbau einer Dachentwässerung und einer Drainage im Boden entlang der Mauer. Im nächsten Schritt gingen die Sanierer den Fäulnisbefall der Dachstühle an. Wenn man unter die Dächer der Grabkapellen schaut, zeigt sich, welch‘ wunderbare Zimmermannsarbeit dabei geleistet wurde. Die neuen Balken bleiben sichtbar – so will es die Denkmalpflege heute. Grabkapellen erneuert
Im vergangenen Jahr wurden zunächst die Dächer neu gedeckt. Die alten, noch  intakten Ziegel wurden zum Innenraum des ehemaligen Friedhofs hin verwendet, außen kamen neue Ziegel zum Einsatz. So konnte das historische Bild im Stadtpark erhalten bleiben. In den Grabkapellen mussten Gewölbe instandgesetzt werden. Die Dachgesimse wurden erneuert. Über den vergangenen Winter wurde schließlich eine Art Kompresse über den Putz gezogen, die dort eingelagertes Salz herauszog. Seither arbeiten die Restauratoren auch verstärkt an allem, was die Anlage schmückt. Dazu gehören die Grabkreuze und Gitter aus Metall ebenso wie Weihwasserbecken aus Sandstein, dazu gehören aber auch die bemalten Holztafeln, die die Wände zieren. Sie waren von einem dunklen Grauschleier überzogen, der die Bilder verdeckte. Bilder vom Schmutz gereinigt
Über den Winter haben Restauratoren in zwei Räumen der alten Jugendmusikschule die Bilder gereinigt und sie auf diese Art auch wieder zum Leuchten gebracht. Sie alle erzählen Geschichten von denen, die auf dem alten Gottesacker bestattet wurden. Zum Beispiel von den Brüdern aus dem ehemaligen Kapuzinerkloster an der Klosterbergstraße. Als im 19. Jahrhundert das Kloster aufgelassen wurde, der Betsaal auf die kleine evangelische Kirchengemeinde überging, da wandelte ein Gastwirt die Gruft in einen Bierkeller um. Die Gebeine der dort bestatteten Kapuziner wurden auf dem Alten Gottesacker neu beigesetzt.
Wer alte Gebäude und Gemäuer saniert, erlebt immer Überraschungen. So war es auch hier: Eine ist das  Rötel Bild eines gekreuzigten Christus, das an der Südwand zum Vorschein kam. Es ist undatiert und wird auch wieder schonend unter Putz gelegt. Derzeit arbeiten Steinmetze an Wandbildern aus Naturstein. Auch sie werden gereinigt, gefestigt und entsalzt.  Im Oktober werden die Gemälde wieder eingebaut und mit Glas vor neuer Verschmutzung geschützt. Gesamtkosten bei rund 1,4 Millionen Euro
Die Sanierung des gesamten Bauwerks kostet knapp 1,4 Millionen Euro. Welche überregionale Bedeutung der Alte Gottesacker hat, zeigt allein schon die Tatsache, dass die Denkmalpflege des Bundes 200 000 Euro, das für Denkmalpflege zuständige Landesministerium 300 000 Euro und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ebenfalls 200 000 Euro in die Anlage investiert. Die Stadt Wangen muss für 700 000 Euro aufkommen. Ein Sponsor hat sich bisher bereitgefunden, einen finanziellen Beitrag zu leisten, weil er sich auch seinen Vorfahren verpflichtet fühlt, wie Jörg Weh sagt, der seitens des städtischen Bauamts die Sanierung betreut. Gerne sähe es die Stadt, wenn noch mehr Wangener mit einer Spende die Sanierung unterstützen würden. Kulturgeschichtlich bedeutsam
Der Alte Gottesacker ist von großer kulturgeschichtlicher Bedeutung und ein wichtiges Zeugnis der Vergangenheit. „Die frühneuzeitliche Friedhofsanlage des Alten Wangener Gottesackers ist mit ihrer Umfassungsmauer, den Mauerkapellen und der Friedhofskirche mit der 66-teiligen originalen Holzbilderdeckenausstattung aus der Erbauungszeit in einer seltenen Vollständigkeit erhalten. Der besondere Denkmalcharakter liegt zum einen in der Einmaligkeit der Gesamtanlage.  In Anbetracht der andernorts abgegangenen Friedhöfe ist sie von überregionaler Bedeutung“, schreibt Archivar Dr. Rainer Jensch. Ebenfalls eine große Ausnahme stellen die Epitaphien dar, die nicht nur die „ganze Fülle der reichsstädtischen Bestattungskultur“ zeigen, sondern auch außergewöhnlich alte bemalte Tafeln haben, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Aber auch die späteren Darstellungen in den Kapellengewölben sind nach seinen Worten von hohem historischem Wert.


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